25. September 2007

Über die Finnen


"Die Finnen messen dem gesprochenen Wort großes Gewicht bei, was sich häufig in Wortkargheit und im Vermeiden von "unnötigem" Smalltalk äußert. Sie sind besser im Zuhören als im Reden."

Die Auffassung, die Finnen seien ein wortkarges und schweigsames Volk, ist alt, trifft aber nicht mehr unbedingt zu, besonders nicht in der jungen Generation. Dennoch kann man sagen, dass auch die jungen Leute ein spezielles Verhältnis zu Wörtern und zum Reden haben: Das, was ein Mensch sagt, wird ernst genommen – »das Pferd beim Zaume, den Mann beim Wort« lautet ein finnisches Sprichwort. Aus dieser Einstellung folgt, dass der Finne seine Worte gewöhnlich sorgsam abwägt und davon ausgeht, dass auch andere dies tun. Mündliche Vereinbarungen und Versprechungen sieht er im Allgemeinen als für beide Seiten verbindlich an, egal, in was für einer Situation sie zu Stande gekommen sind. Den Finnen leuchtet es nicht ein, dass die gleichen Worte je nachdem, in welchem Zusammenhang sie ausgesprochen werden, verschiedene Bedeutung haben können – der ausländische Gast sollte sich vor Augen halten, dass er mit leichthin vorgetragenen Höflichkeitsfloskeln nach dem Muster »wir müssen mal zusammen essen gehen« leicht beim Wort genommen werden kann. »Smalltalk«, eine Kunst, die den Finnen notorisch abgeht, ist vielen schon per se suspekt, und die Fähigkeit zu leichter Konversation rangiert auf der Werteskala des Durchschnittsfinnen nicht besonders hoch.

Es ist nicht Sache der Finnen, mit Unbekannten ein Gespräch anzuknüpfen, es sei denn, sie treibe ein ungewöhnlich starker Impuls. Ausländischen Besuchern fällt denn auch die Schweigsamkeit der Finnen in der U-Bahn, im Bus und in der Straßenbahn ins Auge. In Aufzügen verfallen die Finnen in die gleiche stumme Verlegenheit wie die Menschen überall in der Welt. Hingegen wird ein Besucher, der auf der Straße mit seinem Stadtplan kämpft, keine Schwierigkeiten haben, hilfsbereite Seelen zu finden, denn die Gastfreundlichkeit der Finnen gewinnt leicht Oberhand über ihre Wortkargheit.

Zuhören kann der Finne besser als reden. Er empfindet es als unhöflich, anderen ins Wort zu fallen. Er wird nicht unruhig, wenn der Gesprächsfluss einmal abreißt – auch Schweigen empfindet er als eine Art der Kommunikation. Er spricht gewöhnlich behäbig, auch in seiner Muttersprache – Ausländer amüsieren sich über den schleppenden Sprechrhythmus der TV-Nachrichtenmoderatoren – und an Fremdsprachen, von denen er vielleicht eine ganze Reihe beherrscht, irritiert ihn am meisten das Tempo, mit dem sie gesprochen werden. Je nach Situation kann auch ein Finne in Fahrt kommen und aus sich herausgehen.


Die Finnen konsumieren im Durchschnitt etwas über 10 Liter reinen Alkohol im Jahr, das ist europäischer Mittelwert, und das tun sie hauptsächlich gemäß der skandinavischen und europäischen Tradition. Nationale Besonderheiten gibt es weniger, als man erwarten könnte angesichts des Rufs, der den Finnen als Säufernation anhaftet.

Die Auffälligste ist der relativ große Anteil von hochprozentigen Getränken sowie die damit verbundene Tendenz, sich einen Rausch anzutrinken. Der Gebrauch milderer Getränke hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und damit hat das Trinkverhalten auch kultiviertere Züge angenommen. Bei Geschäftsessen ist heute ein wesentlich gemäßigterer Umgang mit Alkohol üblich als früher; in der Beamtenkultur ist der Verzehr von Alkohol beim Mittagessen noch seltener.


Hab ich geklaut, weil's so gut ist
Quelle: http://virtual.finland.fi/DE/

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